Der Gründer Peter Huber

Wegbereiter der modernen Kältetechnik

Wie kann einer Meister in einem Handwerk werden, wenn er nicht einmal Geselle ist? Heute in Zeiten der Dokumentationen und Zertifikate wäre so etwas ein Ding der Unmöglichkeit. Aber in jenen Tagen, als die Bundesrepublik Deutschland noch jung war, konnte man so etwas machen. Der gelernte Maschinenschlosser Peter Huber (*1941) besuchte 1965 Kältekurse am Staatstechnikum Karlsruhe, bei seinem hochverehrten Oberbaurat Prof. Dr. Valerius Füner. Und er wurde nicht nur warm mit der Materie, nein er fing richtig Feuer. "Im Laufe der Zeit ist er zu einem exzellenten Fachmann geworden, der die Thermodynamik des Kältemittel-Kreislaufs der Kompressionskältemaschine perfekt beherrscht", sagte Valerius Füners Nachfolger Johannes Reichelt über Peter Huber. Und weiter: "Dies ist nur mit enormem Fleiß möglich." Peter Huber wurde nicht nur Meister in diesem Fach, sondern er prägte das Metier nachhaltig.

Der Gründer

Peter Huber

Seine Entdeckungen ermöglichten Fortschritte in vielen Sparten der Wissenschaft und Wirtschaft und brachten Nachhaltigkeit als prägendes Element in die Temperiertechnik ein. Und doch war er nicht nur ein rastloser Techniker, sondern ein humorvoller und warmherziger Aktivist des Musischen. Bei ihm spielte die Musik!

    Peter Huber verstarb am 12. Juni 2018 im Alter von 77 Jahren.

Der Weg zur Kältetechnik

Als Peter Huber als junger Bursche für seinen Vater auf Baustellen Schlitze klopfte und Kabel verlegte, war Elgersweier ein von Landwirtschaft und Fabrikarbeit geprägtes Dorf. Es war noch nicht ausgemacht, was Peter Huber mal lernen würde. In Elgersweier gab es Bauern und Arbeiter. Der junge Peter Huber lernte zuerst Schlosser in der Offenburger Firma Martin und merkte bald, dass Physik sein Metier war. Als Autodidakt las er sich Wissen an, meistens war es aus dem Russischen übersetzte Fachliteratur. Den Kältekurs in Karlsruhe bestand er natürlich und wurde 1967 der zweite Kältetechnik-Meister in Süddeutschland.Am 1. April 1968 machte er sich in der Werkstatt seines Vaters selbständig. Nicht zu übersehen prängte "KÄLTEMASCHINENBAU" an der Hausfassade. 1962 gründete er mit seiner Frau Elisabeth eine Familie, nacheinander kamen die Kinder Daniel, Beatrice, Karin, Joe und Bärbel auf die Welt. "Man macht die Meisterprüfung und schreitet zur Tat", resümierte er später den Schritt in die Selbständigkeit. Anfangs hatte er zwei Lehrlinge, weitere kamen dazu, was typisch werden sollte für die Firma, die auch immer ein starker Ausbildungsbetrieb war. "Bei dem kann man was lernen", wusste man, und das motivierte die Leute, zu Peter Huber zu gehen. Die ersten Jahre waren geprägt durch Kühlanlagenbau und als Zulieferer für Firmen in der Nähe, aber auch für renommierte Firmen wie Linde und Höfler Maschinenbau. Peter Huber musste erfinden, planen, bauen, Leute ausbilden und einstellen, ja sogar Werbung machen. "Die Marketingabteilung war meine Nase", sagte er später in seiner trockenen, humorvollen Art. Der Selfmademan gab die One-Man-Show. Gattin Elisabeth machte die Buchhaltung, und wenn Kunden im Haus waren, dann gab es Wein und ein Vesper im Wohnzimmer.

Die Konkurrenz

Zu Beginn der 70er-Jahre wollte ihm ein großer Auftraggeber ein gutes Teil des Geschäfts abluchsen. "Wir machen jetzt die Temperaturen bis minus 10 Grad", hieß es von einer Firma aus Karlsruhe, und generös kam ein Ersatzangebot: "Sie können ja die Temperaturen darunter machen." Peter Huber dachte nach und wusste, was die Stunde geschlagen hat. Er traf eine Risikoentscheidung: "Wir machen unser eigenes Ding". Das war typisch für Peter Huber, seine Freiheitsliebe zeigte sich auch darin, dass die Firma auf eine hohe Fertigungstiefe setzte, die den Betrieb unabhängig machte, sowie auf den Verzicht auf Zertifizierungen, so dass Kunden maßgetreue Temperiermaschinen bekamen. Arbeitstage mit mehr als zehn Stunden, ja sogar 16 Stunden waren keine Seltenheit. Peter Huber dachte die Sache noch mal gründlich durch und wusste, dass Temperieren in Zukunft anders stattfinden muss. Anstatt große Mengen zu temperieren und quasi im Gießkannenprinzip die Energie zu verschleudern, musste alles effektiv und zielgerichtet sein. "Es geht einfacher, es geht besser", war er sich sicher. Das gelang auch mit dem frühen Einsatz der Mikroelektronik und damit einhergehender Digitalisierung. Er war damit "um Lichtjahre voraus", wie sein geschätzter Vertriebspartner in der Schweiz, Erich Birrer, staunte. Damit hatte er den Masterplan für weitere Großtaten wie z. B. Plug & Play, die bald eine Menge Preise einbrachten und noch mehr Kundschaft. Geradezu unschlagbar wurden 1976 die kleinen Ministate, von manchen auch liebevoll "Kältemaschinchen" genannt. Damit ging die Rechnung auf. Das Wagnis klein denken, um etwas Großes zu erschaffen, machte Huber erfolgreich. Es wurde getreu dem Motto "jeden Tag ein bisschen grüner" Energie und Platz gespart. Für viele Labore in Deutschland und in der Schweiz war das eine große Sache.

Der Qualitätsfanatiker

Der Schaffer und Macher Peter Huber zeigte sich nicht nur als Neudenker und Perfektionist, sondern auch als Qualitätsfanatiker. Die Gehäuse mussten aus Edelstahl sein! Natürlich wäre es billiger gegangen, wenn man es so wie die Konkurrenz macht, nämlich in Plastik oder Blech. Die Kunden schluckten zwar, als sie den Preis hörten, merkten aber bald, dass diese Qualität hält, was sie verspricht. Wenn etwas langlebig und gut ist, spart das viel Geld. Mittlerweile gibt es Thermostate, die seit über 30 Jahren brav ihren Dienst tun! Das sprach sich herum, und so kam eins zum anderen und ein Kunde nach dem anderen. Bereits in den 70er Jahren begann im Dorfkern eine rege Bautätigkeit, aber die Firma platzte trotzdem aus allen Nähten. Büro, Produktionsstäten und Forschungsabteilung waren unter einem Dach in der Ortsmitte. Und ständig kamen neue Mitarbeiter. Die Stimmung war immer gut. Jeden Sommer gab es einen tollen Betriebsausflug mit dem Bus und Feste wurden auch viele gefeiert.

Die Zusammenarbeit

"Er hat jeden gefördert, der was wissen wollte", erinnert sich sein ältester Sohn Daniel an die gemeinsame Zeit in der Produktion. Ein Mitarbeiter erinnert sich, dass "der Chef" immer ein offenes Ohr für Fragen hatte. "Aber man musste gut vorbereitet sein, sonst wurde man wieder weggeschickt." Viele machten Karriere, fingen als Helfer an, wurden Geselle und später auf die Meisterschule geschickt und blieben bis zur Rente im Geschäft, wie man im Badischen zur Firma sagt. Es zeichnete Peter Huber aus, dass er es verstand, Leute für die Sache zu begeistern und zu binden. Auch die Ausgestaltung der Geschäftsbeziehungen war für den Long Run geeignet. Für seine Auftraggeber gab es immer 100 Prozent Aufmerksamkeit, Peter Huber hörte genau zu. Manchmal unterbrach er die Leute und sagte ein "probieren wir es mal so", oder er ließ sich Maschinen kommen und baute sie so um, dass sie perfekt in den Workflow passten.

Frank Rieger, Produktionsleiter über Peter Huber

Was Peter auszeichnete: Unermüdlicher Pioniergeist, rasche Auffassungsgabe und Perfektionismus. Halbe Sachen gab es nicht.